Eva Boss

Eva Boss

Gruebensee, Guttannen

Irgendwie hasse ich den Gruebensee. Obwohl ich sagen muss – den zu besuchen hat sich richtig gelohnt. Aber vielleicht sind es die anstrengenden Seenwanderungen, die die einem ans Limit bringen, die einem dann halt nie mehr aus dem Kopf gehen. Am Anfang ist noch alles gut: Wir übernachten im Hotel Handegg und dürfen das Auto dort lassen, der Weg führt steil einem Bähnchen entlang und ich weiss, worauf ich mich eingelassen habe. Uns erwarten 4 Kilometer mit 1000 Höhenmetern für zum See. Dass wir auf 2300 Meter zu dieser Jahreszeit noch Schnee haben werden, ist mir auch bewusst. Lange ist es aber grün, dann kommt eine Schafherde und plötzlich treffe ich auf ein Pärchen, das mich fragt, wo ich denn hinwill. «Zum Gruebensee», sage ich –noch erfreut und begeistert. Sie nicken beeindruckt und erklären mir, dass ich falsch bin. Gut, ich drehe um – und sie sagen mir dann, wo es am Boden eine Markierung gehabt hätte, wo ich falsch gelaufen bin (geradeaus statt links…. für mich war das nicht ersichtlich). Dass die Wanderung mit diesem Abstecher drei Kilometer länger wird, ist mir noch nicht bewusst. Ich habe 500 Meter geschätzt und erwarte nun beim 4.5 Kilometern den See.

Weiter geht’s auf dem richtigen Weg, wieder an den Schafen vorbei und dann nach oben. Die rot-weiss-roten Bezeichnungen werden immer schwächer und ich spüre die Höhe und mache immer wieder Pausen, weil es so steil ist. Handyempfang habe ich nicht mehr, das GPS der Uhr geht auch nicht mehr. Langsam, bei über 5 Kilometern, zweifle ich auch, ob hier noch ein See kommt. Keine Menschenseele ist da. Normalerweise geniesse ich das. Jetzt ist es mir etwas zu wenig. Immer wieder schaue ich auf der Karte, wo ich in etwa sein müsste – und finde zum Glück immer wieder diese «Steinmandli», die mir symbolisieren, dass schon vor mir jemand da war. Auf Routenbeschrieben lese ich später, dass sich die Autoren auch daran orientiert haben. Ab und zu muss ich Zuma über Steine heben – natürlich bemerke ich erst später, dass ich mich auf einem Alpinwanderweg befinde. Immer wieder habe ich das Gefühl, dass ich jetzt dort sein muss – und kann mir nicht vorstellen, dass es da noch weitergehen soll. Zwei Mal will ich aufgeben. Aber ich sehe noch Steinmandli und deshalb siegt der Wille zu diesem See zu kommen.

Dann plötzlich sehen wir einen Eistümpel oder so was in der Art. Ich bin erleichtert. Über ein Schneefeld geht es runter. Jetzt vorsichtig bleiben und nicht ausrutschen (da oben findet dich niemand), denke ich mir. Links tost ein Abfluss, deshalb gehe ich mit Zuma eher nach rechts – ich will nicht, dass sie beim Baden in eine Strömung gerät. Ich löse sie und sie springt kurz in den See. Er ist ihr allerdings zu kalt um richtig zu baden. Der Himmel ist die ganze Zeit in Bewegung, mal zeigt sich die Sonne mal nicht – ich mache gefühlte hunderte Fotos und bin happy. Und trotzdem bleibt die ganze Zeit dieses beklemmende Gefühlt, weil der Abfluss tost und wenn ich Felsbrocken den Hang gegenüber hinunterrutschen höre. Langsam ziehen mehr Wolken auf und ich beschliesse, auch wenn es noch vor 14.00 Uhr ist, mich auf den Rückweg zu machen. Runter lasse ich Zuma eine Zeitlang frei, da die kleine Gazelle so besser über die Felsen kommt und ich nur ein Hindernis hinten an der Leine bin. So kommen wir zügig runter. Die Schafe haben sich verzogen und wir kommen heil wieder beim Hotel an. Für Zuma war das Ganze nicht so eine Herausforderung – ich bin ans Limit gekommen, auch wenn die Wanderung nur als T3 eingestuft wird. Aber der Teil auf dem Alpinwanderweg hatte es für mich in sich. Das nächste Mal wird dies nicht so schlimm, weil ich jetzt weiss, wie ich damit umzugehen habe. An diesem Tag habe ich aber wieder mal gemerkt, was für eine tolle Partnerin meine super-Zuma ist. Und wie aus 8 angegebenen 11 Kilometer werden können. Aber, dass man sich davon nicht zu stark verunsichern lassen muss.

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