Oder: Teamwork mal anders.
Wir schreiben den 21. Oktober 2019. Nach anderthalb Tagen Fahrt, inklusive einmal übernachten, kommen wir in Nybro (Südschweden) an. Hier findet die Dryland-Weltmeisterschaft statt. André freut sich auf die Disziplin am Wagen mit sechs Hunden. Auf dieser Strecke wurde er Vize-Europameister und möchte nun auch an der Weltmeisterschaft aufs Podest fahren. Dass alles ein wenig anders kommt, weiss da noch niemand.
Vet-Check: Das ist die Kontrolle, die der Tierarzt an den Rennen macht. Bei internationalen Rennen ist dies ein Abtasten, Abhören des Herzens, teilweise Ganganalyse, Beweglichkeitstest etc. Eigentlich kein Problem. Eigentlich. Und da beginnts. Wir haben alle Hunde am Stake-Out, der Tierarzt kommt zu seiner Routine-Kontrolle und beginnt bei Isi. Isi – Dramaqueen par Excellence – quitscht natürlich. Dasselbe bei Zuma, die gut auch aus einer Mücke einen riiiesigen Elefanten machen kann. Der Tierarzt ist böse, das ist nun für unseren Rudelbeschützer Harko klar. Und wird noch klarer als auch Weibchen Nummer drei, Ila, bei der Untersuchung quitscht. Über seine Kontrolle müssen wir nicht gross Worte verlieren. Irgendwie haben wir sie hinter uns gebracht, der Tierarzt hat vermerkt, dass es kein agressiver aber doch ein ängstlicher Hund ist. Und den Besitzern ist klar geworden, dass die Reihenfolge so gar nicht optimal war.
Bei Teamwork braucht es das ganze Team
Und diese Laune nimmt der weisse Prinz mit an seinen 1. Lauf. Denn Harko ist nachtragend und der Mann war schliesslich böse. Beim Einspannen ist das Rudel noch freudig. Doch bald wird André klar, dass dies kein Lauf mit Bestzeit wird. Harko strengt sich nicht wirklich an, die Leine ist durchhängend und die Weibchen vorne wollen eher ein bisschen spazieren als richtig Gas geben. Und es wird einem wieder einmal so richtig bewusst, dass wir mit Tieren arbeiten. Und diese halt auch ihre Launen haben. Im Ziel sind sie die Hunde nicht richtig happy, der Musher irgendwie auch nicht – aber so kann es halt auch sein.
Am nächsten Tag zum zweiten Lauf sind alle aufgestellter. André ist bewusst, dass es wohl für keinen Podestplatz mehr reicht und die Hunde sind irgendwie auch entspannt. Sie laufen toll bis plötzlich die Weibchen nach hinten schauen und anhalten. André bremst sein Gespann, ohne Ahnung was passiert ist. Isi und Ila vergewissern sich nochmals nach hinten – und alle Rüden pinklen. Auch eine Art von Teamwork, nur nicht unbedingt im Interesse des Gespannfahrers.
Trotzdem noch: guter vierter Platz
Die beiden Läufe werden zusammengezählt und der amtierende Vize-Europameister verpasste das Podest um 18 Sekunden und wurde vierter. Trotzdem sind wir sehr zufrieden, denn nach dem zweiten Lauf schwänzeln alle Hunde im Ziel. Und das ist dann doch irgendwie das Schönste. Eva Boss startete zum Plausch mit Zuma im Canicross. Es reichte auf den 33. Platz.
Die IFSS-Weltmeisterschaft ist Geschichte – am 14. November 2019 geht es an die WSA-Weltmeisterschaft nach England. Wie es läuft: abhängig von allen Launen – klar ist: André und das 6er-Team sind mit dabei. Auch bei weiteren teambildenden Events.